Osteopathie in der Schwangerschaft

  • 09. September 2022

  • Monika Baumeister-Fiedler

  • Heilpraktikerin, Physiotherapeutin, Osteopathin

Jede Schwangerschaft ist ein ganz besonderer Abschnitt im Leben einer Frau. Sie ist geprägt von Veränderungen auf vielen Ebenen, vor allem hormonelle, körperliche, aber auch psychokognitive Veränderungen.

Eine Schwangerschaft kann man in drei Abschnitte unterteilen, die jeweils drei Monate umfassen und als Trimenon bezeichnet werden.

Das erste Trimenon ist geprägt von hormonellen Veränderungen und den ersten Anpassungen auf körperlicher Ebene. Die häufigsten Beschwerden, die in dieser Zeit auftreten sind:

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Kopfschmerzen, Migräne

  • Müdigkeit

  • Kreislaufprobleme

Die Osteopathie kann mit ihren sanften Techniken aus dem Cranio-Sacral-Bereich die hormonelle Achse unterstützen und dem vegetativen Nervensystem helfen, wieder in Einklang zu kommen. Die Behandlungsverfahren in dieser Phase der Schwangerschaft zielen vor allem darauf ab, die Einnistung und Versorgung des Embryos bestmöglich zu unterstützen.

Das zweite Trimenon zeichnet sich durch beständiges Wachstum des Fötus und dadurch resultierende körperliche Anpassungen von Seiten der Mutter aus. Häufige Beschwerden, die dann auftreten, sind:

  • Rückenschmerzen

  • Atemprobleme

  • Blasenprobleme

Die Rückenschmerzen können eine unterschiedliche Lokalisation zeigen zum Beispiel im Leistenbereich durch die Dehnung der Mutterbänder, im Kreuzbeinbereich durch die Anpassung des Beckengürtels, am Rippenbogen durch die Anpassung des Zwerchfellmuskels, häufig auch begleitet durch Atemprobleme .

Hier helfen sanfte osteopathische Techniken, das Gewebe zu lockern, den Muskeltonus zu regulieren, die Atmung zu verbessern und somit auch die Drainagefähigkeit. Die werdende Mutter kann sich besser und leichter auf die bevorstehenden Veränderungen vorbereiten.

Letztendlich ist das letzte Trimenon geprägt von weiteren körperlichen und hormonellen Veränderungen, die die Schwangere auf die bevorstehende Geburt
vorbereiten.

Häufige Dysfunktionen, die in dieser Phase auftreten können, sind vor allem:

  • falsche Lage des Kindes (Steißlage oder Querlage)

  • Symphysen(Schambein)-Beschwerden

  • Atemprobleme, vor allem Kurzatmigkeit

  • Rückenschmerzen, muskuläre Dysbalancen, zu hohe Spannung der Beckenboden- oder Hüftbeugemuskulatur

  • Wassereinlagerungen

Die osteopathischen Techniken und Verfahren können sehr hilfreich dabei sein, das Kind zu unterstützen, in die richtige Geburtsposition (Schädellage) zu finden.

Eine wichtige Rolle in der osteopathischen Behandlung spielt die Vorbereitung der sogenannten Geburtsschaukel, also der Strukturen, die unmittelbar im Geburtsprozess beteiligt sind. Diese Tonus-Regulation kann sich positiv auf Geburtsdauer und -verlauf
auswirken.

Ein besonderes Augenmerk wird, im Rahmen der geburtsvorbereitenden Behandlung, auf die Geburtswünsche der werdenden Mutter gelegt. Bei Bedarf wird ein Geburtsplan erstellt, sanfte Atemübungen und Lagerpositionen werden besprochen. Der mentale Aspekt der werdenden Mutter ist sicherlich ein großer Bestandteil für eine reibungslose Geburt.

Osteopathische Behandlungen nach der Geburt dienen dazu, das Gewebe in seiner Regeneration zu unterstützen. Dazu gehören vor allem die Rückbildung der
Gebärmutter und der umliegenden Bänder, die Stabilisierung des Beckenbodens, die Unterstützung der Drainage bei Lymphproblemen. Sollte ein Kaiserschnitt erforderlich gewesen sein, können osteopathische Verfahren die Heilung unterstützen und Narbenbildung verringern.

Ich als Osteopathin mache seit Jahren die Erfahrung, dass Behandlungen während der Schwangerschaft eine positive Auswirkung haben. Unabhängig von dem Beschwerdebild, helfen diese der werdenden Mutter, bewusster und entspannter diese besondere Zeit mit dem in ihr heranwachsenden neuen Leben zu gestalten.